Oberpfälzer Imkertag 2016 - Festvortrag Prof. Dr. Stefan Dötterl

Wieder daheim, Professor Dr. Stefan Dötterl. Bild: Johann Schön

Prof. Dr. Stefan Dötterl, ein Erbendorfer Eigengewächs, hatte an der Uni Bayreuth studiert, geforscht und gelehrt, bevor er im Oktober 2012 als Professor an die Universität Salzburg berufen wurde. Dort ist er u.a. stellvertretender Leiter des Fachbereichs Ökologie und Evolution. Nach ausgiebigen Forschungsreisen in die USA hatte er im Kreisverband Tirschenreuth bereits einen Vortrag über "Das Massensterben der Bienen" gehalten (lange vor "More than Honey", siehe Homepage "Höhepunkte"). Seine Passion gehört aber seit jeher den Wildbienen. Als Thema des Festvortrags hatte er deshalb gewählt "Von wilden Bienen, Blüten und rätselhaften Bienenparasiten".

Beeindruckende Vielfalt

Weltweit gibt es etwa 20 000 Arten von Wildbienen, davon leben etwa 550 Arten in Deutschland, über 500 Arten in Bayern. Bei den meisten Arten handelt es sich um Solitärbienen, das Weibchen, das die Eier legt, versorgt auch die Jungen - und jedes Tier ist praktisch eine Königin. Die Königing baut auch das Nest und überwintert ohne Bienenstaat. Beeindruckend auch die "Behausungen" einiger Wildbienen: Die eine baut lange unterirdische Gänge, die andere zieht nur in bestimmte Schneckenhäuser ein und baut quasi ein Indianerzelt um ihr Nest, und eine dritte nistet im Rollokasten. Und wer weiß eigentlich, dass die Hummel eine Wildbiene ist?

Seine Bühne, sein Element! Bild: Johann Schön

Ökologisch wichtige Bestäuber

Die meisten Pflanzen sind optimal an bestimmte Bestäuber angepasst, und viele Wildbienen sind spezialisiert auf einzelne Pflanzen. Die Pollen von Tomaten, zum Beispiel, werden nicht durch Körperkontakt übertragen, bei einer bestimmten Tonfrequenz rieseln sie aus den Blüten und befruchten so andere Blüten. Man könnte Tomaten also mit Hilfe einer Stimmgabel bestäuben, tatsächlich, so Dötterl, "stehen weltweit hunderttausende von Hummelvölkern in den Gewächshäusern".
Bei der Bestäubung von Obstkulturen sind Wildbienen oft viel effizienter als Honigbienen - es gibt nur nicht genügend davon: Zur optimalen Bestäubung eines Hektar Äpfel sind etwa 120 000 Honigbienen nötig, 80 bis 300 Mauerbienen würden das gleiche erreichen. Ähnliches gilt für Kirschen und Erdbeeren. Wildbienen stechen nicht Blüten seitlich an und holen den Nektar ohne Kontakt zu den Pollen - wie es oft die Honigbiene macht. Manche Pflanzen, wie der Gilbweiderich, haben aber keinen direkten Nutzen von den Bienen. Zwei Arten von einheimischen Ölbienen brauchen die fetten Öle der Pflanze als Nahrung für ihre Larven. Kein Gilbweiderich, keine Ölbiene.

Parasiten und Schutz der Wildbienen

An einigen drastischen Beispielen zeigt Prof. Dötterl, welchen Parasiten Wildbienen oder Wildbienenlarven ausgesetzt sind (Hummelschweber, Schwarzer Ölkäfer usw.). "Verglichen damit, kann man die Varroa noch relativ leicht in den Griff kriegen", so Dötterl.

Zum Abschluss geht der Referent auf Möglichkeiten ein, Wildbienen zu schützen und zu fördern. Mit dem Bau sinnvoller Insektenhotels zeigt man seinen guten Willen, nicht vergessen sollte man aber die nötigen Futterpflanzen für die Wildbienen wie Glockenblume, Gilbweiderich, Natternkopf oder Wollziest. Und ideal wäre ein sandiger, nur schwach bewachsener und südlicher Hang, an dem sich viele verschiedene Sandbienen niederlassen könnten.


Fazit:

Keine leichte Kost für den Hobbyimker, aber ein spannender Blick über den Tellerrand.

Text: Johann Schön

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